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Braucht Wettingen ein eigenes Ferienheim?

Es muss schön gewesen sein

Ich höre von ehemaligen Lagerteilnehmern aus den 70/80er Jahren immer wieder, wie schön die Schullager im Ferienheim Ftan gewesen wären. Auch ich habe meine Schulzeit in Wettingen verbracht – kenne dieses Ferienheim aber nur vom Hörensagen. Ich war wirklich noch nie dort.

Ftan liegt wohl sehr schön gelegen, etwas oberhalb des Inn, im Kanton Graubünden. Die Anreise ist heutzutage auch nicht mehr so beschwerlich wir früher vielleicht, als es noch nicht so viele ÖB-Verbindungen gab. Dennoch dauert die Reise mit dem Zug 3,5h. Ein Weg notabene. 

Seit 1961

Seit 1961 ist das Ferienheim im Besitz der Einwohnergemeinde Wettingen. In der Zwischenzeit wurde es dreimal in grösserem Umfang erneuert (1984, 2001, 2012). 

Das Ferienheim wird nicht nur von Wettinger Schulklassen genutzt, sondern auch von Schulklassen aus anderen Gemeinden sowie auch durch private Gruppen aus dem In- und Ausland. Das Interesse für Schullager ist jedoch seit Jahren merklich gesunken.  In den letzten knapp 10 Jahren gab es jährlich durchschnittlich gerade mal 23 Buchungen, davon 7 von Wettinger Schulklassen. Im Schnitt haben jährlich 228 Erwachsene und 534 Kinder im Ferienheim übernachtet.

Jährlicher Verlust

Die Wettinger Schulklassen konnten immer kostenlos übernachten. Die restlichen Buchungen haben im Jahr durchschnittlich rund 63’000 Franken eingebracht. Der durchschnittliche Betriebsaufwand beläuft sich jährlich auf etwas über 68’600 Franken. Es resultiert somit jedes Jahr ein Verlust von ca. 5’500 Franken.

Grosser Sanierungsbedarf

Nun stehen neuerliche Sanierungen an, denn der Hang, auf dem das Ferienheim steht, ist in Bewegung geraten. Das führte zu Rissen in den Wänden. Nebst der Gebäudehülle muss auch die Aussendämmung sowie das Walmdach restauriert werden. Hinzu kommen der Ersatz aller Fenster und Fensterläden. Und auch ein Ersatz der Ölheizung sei notwendig.

Eine Grobschätzung für diese Sanierung liegt bei 645’000 Franken. Und damit ist das Problem der Hangbewegung noch nicht wirklich gelöst. Es wird künftig wohl immer wieder Risse in den Wänden geben. Und wer etwas von rutschenden Hängen versteht weis ganz genau, dass das langfristig sehr teuer werden kann.

Jährlicher Verlust würde sich verzehnfachen

Wenn man die anfallenden Sanierungskosten nun in den Betriebsaufwand einrechnet, würde man künftig für die kommenden 30 Jahre jährliche Kosten von 119’000 Franken ausweisen. Das würde dann zu einem Defizit bei gleichbleibender Belegung des Ferienheims von knapp 56’000 Franken/Jahr führen.

Andere Ferienhäuser sind nicht teurer

Wenn aktuell eine Wettiger Schulklasse ein Lager in Ftan durchführt, werden mit Kosten von fast 3000 Franken gerechnet. Kostentreiber sind die Transportkosten.

Besucht aktuell eine Wettiger Schulklasse ein Lagerhaus in Beinwil oder in Weggis, kostet das Lagerhaus zwar mehr, die Transportkosten jedoch sind deutlich tiefer. Die Lagerkosten sind dadurch identisch.

Schulen haben kein Interesse mehr

Die Schulleitungskonferenz hat 2019 ausgesagt, dass die Wettiger Schulen kein Interesse mehr an der Nutzung des Ferienheims hätten. Zum einen sind die schneearmen Winter daran schuld, hauptsächlich jedoch erlaubt es die Stundenplanregelung nicht mehr, das Ferienheim in genügender Qualität nutzen zu können.

Wie weiter?

Eine Umnutzung des Ferienheims zb. in eine Jugendherberge oder in ein Ferienheim für integrierte Ferien wurden geprüft. Jedoch scheitern alle Ideen an personellen und/oder finanziellen Ressourcen.

Verkauf drängt sich auf

Darum erachtet der Einwohnerrat den Verkauf des Ferienheims als beste Lösung. Ein Interessent hat hierzu 1’421’000 geboten. Wenn man den Zustand des Hause anschaut, sicher kein schlechtes Angebot. Dem verkauf wurde dann auch zugestimmt.

Emotionaler Abschied

Für einige unter «Euch» mag der Verkauf aufgrund alter Erinnerungen etwas emotionales sein. Doch sind wir ehrlich – die Zeiten haben sich halt auch hier geändert. Das Interesse an solchen Schullagern ist gering. Darum finde ich den Entscheid der Einwohnerrates sinnvoll. Und die 1,4 Millionen können wunderbar für den Schuldenabbau verwendet werden.

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